Eine Gerichtsszene

Gewände der Tür zum ersten Obergeschoss des heutigen Uhrturms, 1508 © KGA Alain Kilar
Gewände der Tür zum ersten Obergeschoss des heutigen Uhrturms, 1508 © KGA Alain Kilar

Der Susanna-Zyklus dreht sich um die Gegenüberstellung zweier Urteile und die Bestrafung von Falschaussagen. Im Saal des Kleinen Rates wurde das Justizschauspiel sorgfältig inszeniert. Die Gerichtsszenen sollten Angeklagte oder Zeugen beeindrucken, richteten sich aber auch an die Richter selbst und an das Bild, das sie von ihrer Moral und der Legitimität ihrer Macht vermitteln wollten

Richter mit gekreuzten Beinen © KGA Alain Kilar
Richter mit gekreuzten Beinen © KGA Alain Kilar
Eine problematische Inschrift

Die Inschrift über dem ersten Urteil spricht in abwertender Weise von bösen Juden und falschen Juden. Die Geschichte spielt in der jüdischen Gemeinde während des Babylonischen Exils. Susanna, Daniel und die meisten anderen Personen sind folglich Juden. Die hier ausgesprochene Warnung vor falschen Zeugenaussagen richtete sich dagegen an christliche Zeugen. Die biblische Erzählung wurde genutzt, um im Sinne des von der Kirche propagierten Antijudaismus oder des damals verbreiteten Antisemitismus das Volk der «Gottesmörder» (perfidis Judaeis) zu verunglimpfen.

Le jugement de Suzanne © SBC Alain Kilar
Le jugement de Suzanne © SBC Alain Kilar